Endlerkuppe: Im Hof traten die BDM-Mädchen zum Fahnenappell an


In der Sächsischen Schweiz wurde 1929 ein architektonisch interessantes Gebäude errichtet. Es vereint Tradition und Moderne. Erst diente es als Jugenderholungsheim, später dem Bund Deutscher Mädchen und dem SED-Nachwuchs.

Bereits aus der Ferne ist das markante Gebäude auf der Endlerkuppe zu erkennen. Mit seiner erhabenen Lage, der langgestreckten Bauweise und einem Turm will es sich nicht so recht zu den wesentlich kleineren Häusern der Ortschaft Ottendorf passen.

Der dreiflügelige Bau aus dem Jahr 1929 wurde vom Dresdner Architekten Kurt Bärbig entworfen. Er konzipierte ein Ensemble zwischen Tradition und Moderne. Das Haupthaus, in dem sich ein Speise- und Festsaal befand, erinnert mit seiner tempelartigen Erscheinung an das Festspielhaus in Dresden-Hellerau erinnert. Die Seitenflügel greifen hingegen die Reformarchitektur im Heimatschutzstil auf. Später wurde seitlich ein schnörkelloser Turm mit auffälliger Glasspitze hinzugefügt. Er soll eine Anspielung an eine um 1927 in Dresden geführte Debatte um den Bau von Hochhäusern darstellen.

Entworfen von einem „roten Architekten“

Bärbig gestaltete das Gebäude als Jugenderholungheim, das denselben Namen trug wie die Anhöhe „Endlerkuppe“. Es diente der Arbeiterjugend und hatte Platz für jeweils 80 Mädchen und Jungen. Ihre Schlafräume waren voneinander getrennt im rechten und linken Seitenflügel untergebracht.

Im Jahr 1933 wurde das Gebäude von Kurt Bärbig, der als „roter Architekt“ galt und von den Nazis mit einem Berufsverbot belegt wurde, umfunktioniert. Es diente als Ferienlager für den Bund Deutscher Mädel (BDM), dem weiblichen Zweig der Hitlerjugend im Dritten Reich. Im Hof mussten die Mädchen zu Fahnenappellen antreten.

Bauwerk mit Strahlkraft

In der sozialistischen Zeit beherbergte der Komplex ab 1946 eine SED-Parteischule. In dieser Zeit wurde der Turm hinzugefügt. Nach dem Niedergang der DDR ging das Gebäude in den Besitz der Treuhand über. Seit 1990 verfällt das Ensemble, das unter Denkmalschutz steht. 2009 erwarb ein Firmenkonsortium das Areal – mit dem Ziel, aus der Ruine ein Hotel zu machen. Die Bauarbeiten wurden jedoch kurz darauf eingestellt.

Heutzutage ist das Areal abgesperrt. Schilder warnen vor einem Betreten. Privatbesitz. Allerdings klaffen große Lücken im Zaun oder er ist schlicht nicht vorhanden. Touristen auf dem Wanderweg, der direkt an dem Areal vorbeiführt, kommen zwangsläufig in die Nähe des Baus. Die meisten Eingänge sind zugemauert. Dies ergibt Sinn, schließlich besteht Einsturzgefahr. Von seiner Strahlkraft hat der Bau von Kurt Bärbig – trotz ruinösen Zustands – wenig verloren.


Bewertung

Erlebnis: ★★★★★

Atmosphäre: ★★★★★

Geschichtsfaktor: ★★★★☆

Landschaft: ★★★★★

Abgeschiedenheit: ★★★☆☆

Abenteuer: ★★★★☆


Besichtigung

Die Endlerkuppe befindet sich in Privatbesitz. Von einem Betreten des ungesicherten Areals wird an dieser Stelle ausdrücklich abgeraten.

Strecke: –

Dauer: –

Kondition: –

Schwierigkeit: –

Gefahren: Das Gebäude ist einsturzgefährdet. Lebensgefahr!

Beste Jahreszeit: –



Wegbeschreibung

Anreise: In Sebnitz-Ottendorf den Straßenschildern folgen bzw. sobald die Hauptstraße einen Knick nach links macht, stattdessen geradeaus auf den Hügel hinauffahren. Vor dem Wasserwerk befindet sich ein Parkplatz.

Start und Ziel: Parkplatz

Weg: Der Straße zur Endlerkuppe rechts vom Wasserwerk 200 Meter folgen.

Hinweise: Das dreieckig angelegte Denkmal für die gefallenen Ottendorfer Soldaten am Parkplatz ist einen Besuch wert.


Weitere Informationen

Stand: 11.8.2020