Kahnfahrt Obere Schleuse: Mit der Flutwelle jagten die Baumstämme flussabwärts


Die Kahnfahrt auf der Oberen Schleuse in der Sächsischen Schweiz führt durch unberührte Natur. Der Staudamm erwies Waldarbeitern einst einen wertvollen Dienst. Nur so konnte geschlagenes Holz aus der engen Schlucht heraustransportiert werden.

Seelig beobachten die Touristen in dem Boot die Felsen, die an den beiden Seiten vorbeiziehen. Fichten buhlen an den hohen Wänden um ihren Platz. Immer wieder hängen Baumstämme leblos im Wasser. Sie verrotten neben den Farnen. Die schattig-kühle Kirnitzschklamm gehört zum Schutzgebiet der Sächsischen Schweiz, in der die Natur sich selbst überlassen wird. Fast lautlos gleitet der Kahn durch das Wasser. Mit einem Paddel schiebt der Bootsführer das Gefährt voran. Nach 700 Metern endet die zwanzigminütige Fahrt.

Eine Fahrt auf dem Fluss Kirnitzsch an der Oberen Schleuse ist ein beliebtes Ausflugsziel in der Sächsischen Schweiz. So natürlich die Klamm aussieht, das Erlebnis ist menschengemacht. Der Fluss ist aufgestaut. Zu Beginn der Fahrt ist das Wasser einen Meter tief, an der Staumauer sieben Meter. Von Ostern bis Ende Oktober gondeln die Boote über das Wasser. In den Wintermonaten wird das Wasser nicht gestaut. Die Kirnitzsch wird wieder zu dem Flüsschen, das seit dem Jahr 1451 die Grenze zwischen Tschechien und Deutschland markiert.

Flößersteig neben der Kahnfahrt

Kurfürst August von Sachsen ordnete 1567 an, eine Stauanlage in der Kirnitzschklamm zu bauen. Im Jahr 1580 wurde der Holzdamm fertiggestellt. Das Wasser wurde gestaut, um geschlagene Bäume zu sammeln und zu flößen. Einen anderen Transportweg gab es nicht. Dafür wurde der Damm schlagartig geöffnet und die Flutwelle trug die Baumstämme mit sich mit fort. Auf dem „Flößersteig“, der entlang der Kirnitzsch verläuft, begleiteten die Arbeiter die Baumstämme auf ihrem Weg. 1817 wurde die hölzerne Stauanlage von einer Steinmauer ersetzt.

Die Kahnfahrt an der Oberen Schleuse ist dem Hinterhermsdorfer Oberförster Hermann Schlegel zu verdanken. Er kam einst auf die Idee. 1879 startete das erste Boot des Gebirgsvereins Saxonia. An Bord der „Saxonia“ – 800 Kilogramm schwer, aus Eichenholz gefertigt – waren die ersten Touristen (siehe: Sommerfrischler). Der Andrang führte dazu, dass ein Jahr später bereits ein zweiter Kahn verkehrte. Eine Schutzhütte und ein Imbiss entstanden. Im Jahr 1894 wurden mehr als 10.000 Gäste befördert.

Technisches Denkmal in der Kirnitzschklamm

1931 wurde eine neue Staumauer errichtet, die als technisches Denkmal unter Schutz steht. Dort – am Ende der Kahnfahrt – haben Besucher Zeichen in den Stein geritzt. Diese alten Graffiti sind noch heute zu sehen. 1952 übernahm die Gemeinde Hinterhermsdorf den Fahrbetrieb.

Dies änderte nichts daran, dass weiterhin Holz geflößt wurde. Erst im Jahr 1964 wurde die Flößerei eingestellt. Die Obere Schleuse wurde zu einer reinen Touristenattraktion. Zuletzt kamen jährlich rund 46.000 Menschen, um auf dem menschengemachten Wasserbecken die Natur zu genießen.


Bewertung

Erlebnis: ★★★★★

Atmosphäre: ★★★★★

Geschichtsfaktor: ★★★☆☆

Landschaft: ★★★★★

Abgeschiedenheit: ★☆☆☆☆

Abenteuer: ★★★☆☆


Besichtigung

Strecke: 5 Kilometer; ohne Kahnfahrt knapp 6 Kilometer

Dauer: 30 Minuten zur Oberen Schleuse, 20 Minuten Kahnfahrt, 40 Minuten Rückweg

Kondition: kaum

Schwierigkeit: keine

Gefahren: keine

Beste Jahreszeit: immer (Fahrbetrieb nur zwischen Ostern und Ende Oktober)



Wegbeschreibung

Anreise: Hinterhermsdorf ist ein 10 Kilometer südöstlich liegender Ortsteil von Sebnitz. Dort zum kostenpflichtigen Parkplatz an der Buchenstraße („Parkplatz Buchenparkhalle“).

Start und Ziel: Parkplatz (Rundweg)

Weg: Der Weg ist gut ausgeschildert und erreicht nach rund 2 Kilometern einen Imbiss sowie den Startpunkt für die Kahnfahrt. Die Fahrt erstreckt sich auf 700 Meter. Alternativ kann parallel ein Wanderweg genutzt werden. Am Ausstiegspunkt der Beschilderung zurück über das Hermannseck zum Parkplatz folgen.

Hinweise: Die Kahnfahrten sind nur zwischen Ostern und Ende Oktober möglich.


Weitere Informationen

Stand: 27.7.2020