Westwall: Als letztes Mittel hagelten Granaten auf den Orscholz-Riegel


Panzersperren, Schützengräben, gesprengte Bunker: Am Orscholz-Riegel – einem Abschnitt des Westwalls nahe der Mosel – tobten im Zweiten Weltkrieg blutige Kämpfe. Auf dem „Höckerlinienweg“ können Besucher heutzutage einen gut erhaltenen Abschnitt des Westwalls besichtigen.

Sie sehen aus wie Zähne, die in langen Reihen hintereinander die Landschaft durchziehen. Die kleinen Pyramiden, denen allesamt die Spitzen fehlen, bestehen aus Beton. Ihr Äußeres lässt vermuten, dass sie seit langem in der Landschaft stehen. Die Klötze waren einst Teil einer bekannten Verteidigungsstellung: dem „Westwall“. Er sollte die Westgrenze des Dritten Reichs vor Angriffen Frankreichs schützen.

Der Westwall wurde zwischen 1938 und 1940 errichtet. Er verlief auf rund 630 Kilometern von der niederländischen Grenze bis nach Basel. Im Fließbandverfahren stellte die Organisation Todt 18.000 Betonsperren, Stollen und Bunker in standardisierten Formen errichtet. Deswegen ist oft von Regelbauwerken die Rede. Hinzu kamen 32 „B-Werke“, bei denen es sich um größere Bunkeranlagen handelte.

Vorgeschobener Verteidigungsabschnitt

Nahe der Saarschleife in Rheinland-Pfalz wurde der Westwall mit dem „Orscholz-Riegel“ verstärkt. Der vorgeschobene Abschnitt sollte die Städte Trier und das Dreieck zwischen Saar und Mosel schützen. Auch sollte damit vermieden werden, dass der dahinterliegende Abschnitt des Westwalls eingekesselt wurde. Dafür wurden der Orscholz-Riegel mit 75 Bunker, zehn Kilometer Panzersperren sowie Stacheldrahtsperren und Minenfeldern ausgestattet.

Zu einem Angriff Frankreichs auf den Westwall kam es bekanntlich nie. Jedoch war die Wehrmacht im Jahr 1944 gezwungen, die Anlage als Auffangstellung gegen die vorrückenden Alliierten einzusetzen. Zu diesem Zeitpunkt war der Westwall längst nicht mehr vollständig mit Waffen ausgerüstet. Teilweise war es nicht einmal fertiggestellt, da die Nationalsozialisten nach dem gewonnenen Krieg gegen Frankreich dafür keinen Grund mehr gesehen hatten.

Erster Angriff

Der Westwall wurde von den Alliierten an mehreren Stellen attackiert. Ein erster Angriff der US-Armee auf die Stellung bei Orscholz im November 1944 wurde abgewiesen. Die Amerikaner brachten daraufhin immer mehr Material und Truppen in Position. Der Orscholz-Riegel (engl. orscholz switch) entwickelte sich zum Schauplatz blutiger Kämpfe. Da die deutschen Verteidiger nicht aufgaben, begannen die Alliierten, im Februar 1945 die gesamte Anlage auf einer Breite von 15 Kilometern unablässig mit Granaten einzudecken. Am Ende des Monats durchbrachen die Amerikaner schließlich auch an dieser Stelle die Siegfried-Linie, wie der Westwall bei ihnen hieß.

Nach dem Krieg wurden die Bauwerke des Westwalls gesprengt. Die Panzersperren und Ruinen verblieben in der Landschaft. Ein besonders gut erhaltener Abschnitt des Orscholz-Riegels wurde wieder begehbar gemacht. Touristen können auf dem „Höckerlinienweg“ den Aufbau und die Geschichte der Sperrlinie nachverfolgen. Zu sehen sind dabei auch Schützengräben und zerstörte Bunkeranlagen.


US-Soldaten rücken durch den Westwall vor (Foto: Public Domain/Wikipedia, Link).


Bewertung

Erlebnis: ★★★★★

Atmosphäre: ★★★☆☆

Geschichtsfaktor: ★★★★★

Landschaft: ★★★☆☆

Abgeschiedenheit: ★★☆☆☆

Abenteuer: ★★☆☆☆


Besichtigung

Strecke: 3 Kilometer (Rundweg)

Dauer: 60 Minuten (moderates Tempo)

Kondition: keine

Schwierigkeit: keine

Gefahren: keine

Beste Jahreszeit: immer



Wegbeschreibung

Anreise: Ausgangspunkt ist der Parkplatz der Fischerhütte des ASV Orscholz e.V. an der L177 zwischen 66693 Orscholz und 66706 Oberleuken. Ein Straßenschild weist auf den Höckerlinienweg hin.

Start und Ziel: Neben dem Parkplatz sind die ersten Betonhöcker bereits zu sehen, schließlich führt die Straße wie eine Schneise durch den früheren Westwall. Ab der Infotafel beginnt der Rundweg, der wieder zum Parkplatz führt.

Weg: Immer den Betonzähnen folgen. Irgendwann weist ein keiner Wegweiser auf Schützengräben links hin. Bei Interesse den Wald erkunden: Die Vertiefungen der früheren Stellungen sind deutlich zu erkennen. Anschließend weiter auf dem Höckerlinienweg. Sobald der Pfad die Höckerlinie verlässt, immer den den Schildern folgen. In einem weiteren Waldstück begegnet man zwei gesprengten Bunkern.

Hinweise: keine


Weitere Informationen

Stand: 17.8.2020